Unter uns: Diplomarbeit schreiben, machen wir uns nix vor, ist eine streckenweise unerfreuliche Angelegenheit. Angetrieben vom unbedingten Willen zur Erkenntnis stürzen sich Heerscharen von Studenten jedes Semester in die Arbeit, kopieren und archivieren die letzten zehn Jahrgänge sämtlicher A-Journals und planen aufwändige 4*2*18*643-Experimentaldesigns. Kurz darauf stellt sich heraus, dass alle potenziellen Probanden mittlerweile im Urlaub sind und, noch schlimmer, man die Literatur ja eigentlich auch lesen sollte. Spätestens in der „methodology section“ ist der Ofen dann aus: Die „Bild“ ist einfach griffiger geschrieben als die „Marketing Science“ und auch wesentlich ansprechender bebildert. Was nun?
Während sich die jüngeren Semester am Strand räkeln, versucht der verzweifelte Diplomand den restlichen Sommer über, den Überblick über zig Theoriestränge zu behalten, stellt seine Gliederung mehrfach um, tritt auf studiVZ Gruppen wie „Diplomarbeit ist blöd“ bei, erlebt dramatische Computerabstürze und vereinsamt zunehmend. Am Ende steht jedoch das wohlige Gefühl, Autor einer „freien wissenschaftlichen Arbeit“ zu sein und somit vollkommen zu Recht zum/zur Dipl.-Kfm./Dipl.-Kffr geadelt zu werden.
Noch schöner ist es da nur, wenn auch noch Ruhm, Ehre und Bargeld hinzukommen. Dies ist unserem trefflichen Diplomanden Stefan Zant gelungen, der dieses Jahr mit seinem Werk „Marketing in Low-Prestige-Märkten – eine theoretische und empirische Annäherung an ein vernachlässigtes Phänomen“ den renommierten Preis für die beste Diplomarbeit im Wettbewerb „BVM/VMÖ Nachwuchsforscher des Jahres 2008“ gewonnen hat.
In seiner Arbeit begibt sich Stefan Zant auf wissenschaftliches Neuland und beschäftigt sich mit Branchen, die über nur geringes Ansehen in der Öffentlichkeit verfügen – z.B. die Tabak-, Erotik- oder Rüstungsindustrie. Darauf aufbauend wird ein Messinstrument entwickelt, mit dessen Hilfe die Treiber des niedrigen Ansehens in diesen Branchen identifiziert werden können, um hieraus Managementempfehlungen abzuleiten. Eine in der Tat sehr lesenswerte und hochrelevante Arbeit, zumal in letzter Zeit auch vermeintlich „saubere“ Branchen mit vergleichbaren Problemen zu kämpfen haben (z.B. die Automobilindustrie vor dem Hintergrund der Klimadebatte etc.)
Das Institut für Marketing gratuliert Stefan Zant herzlich zu diesem großen Erfolg!
PS: Die siegreiche Diplomarbeit ist als Arbeitspapier im FGM-Verlag erschienen.
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